Blickpunkt:Film

Kino

Regiedebütant Alex Scharfman stellt in der Creature-Horror-Komödie „[Death of a Unicorn](/movie/death-of-a-unicorn)“ Einhorn-Mythen auf den Kopf.

Sie pupsen Regenbogen und wo immer sie gehen, hinterlassen sie eine Spur von Glitzer – so oder so ähnlich stellen sich Kids gestern wie heute die beliebten Fabelwesen vor. Einhörner bevölkern unsere Mythen, ob in der Popkultur, Spielzeugindustrie oder auch der Kunstgeschichte hinterließen die Fabelwesen ziemlich viele Spuren, dafür, dass sie eigentlich nicht existieren. Regiedebütant Alex Scharfman macht es sich mit seinem Mix aus Creature Feature und Horrorkomödie zur Aufgabe, das allgemein anerkannte Bild von den phantastischen Wesen einer gründlichen Revision zu unterziehen. Dafür lässt er ein Vater-Tochter-Paar gespielt von Publikumsliebling  [Paul Rudd](/person/paul-rudd) und [Jenna Ortega](/person/jenna-ortega) aus dem Serienhit „Wednesday“ zunächst in einen verhängnisvollen Unfall schlittern. Bei einem Ausflug zum Ferienanwesen der Familie seines superreichen Bosses crasht der Vater in einem unachtsamen Moment mit dem Auto in ein Tier auf der Fahrbahn. Die beiden wollen ihren Augen nicht trauen, als sie das verendende Wesen auf der Fahrbahn liegen sehen, wächst doch ein einzelnes langes Horn aus der Stirn der Zottelkreatur, die ein wenig an ein Island Pony erinnert. Bevor der Vater das Tier von seinem Leid erlöst, berührt die Tochter das Horn der Kreatur und verspürt bald schon außerordentliche Bewusstseinskräfte. Der todkranke Herr des luxuriösen Anwesens (Richard E. Grant) wittert umgehend eine Chance seinen Reichtum zu vermehren. Das Horn des Wesens vermag nämlich seinen Krebs zu heilen und so beginnt eine aberwitzige und schrille Man against Nature und Eat the Rich-Farce ihren Lauf zu nehmen. 

Neben den titelgebenden Einhörnern, die in ihrer ausgewachsenen Form eher behaarten Nashörnern oder Bullen gleichen denn Pferden, spielt außerdem ein apartes Ensemble aus Téa Leonie, Will Poulter, Anthony Carrigan und David Pasquesi. Der Clash findet im Film nicht nur entlang der Artgrenze, sondern auch innerhalb des menschlichen Lagers zwischen den Generationen statt. Die Gen Z-Angehörige - verkörpert von Jenna Ortega - hat mit der Ignoranz der wenig ökologisch-interessierten älteren Generation zu kämpfen und empfindet Empathie und Zuneigung zu den Einhörnern, die sich nach dem vermeintlichen Tod eines Jungtieres als reißende Bestien zeigen und sich an den Menschen rächen wollen. 

Die Trümpfe der A24-Präsentation (Produktion: Secret Engine, Monoceros Media, Square Peg, The Royal Budapest Film Co, Ley Line Entertainment) liegen im durchdachten Produktionsdesign von Amy Williams und der effektiven Fotografie von Kameramann Larry Fong, die aus dem Luxusanwesen eine labyrinthische Todesfalle machen. Regisseur Scharfmann merkt man Freude und Eifer beim Inszenieren seiner zitatreichen Genrevariation an. Ein bisschen „Jurassic Park“, eine Priese „The Abominable Snowman“ und „Creature from the Black Lagoon“, sachte „E.T.“-Vibes und John-Carpenter-Anklänge beseelen seine ambitionierte Horror-Comedy von Minute eins an. Leider fehlt es den wilden Einhörnern jedoch insgesamt am rechten Biss. So richtig aus den Zuschauersitzen aufzuschrecken, vermögen die CGI-lastigen Urviecher ihr Publikum nicht und auch das Comedy-erfahrene Ensemble dürstet geradezu nach besseren und giftigeren Spitzen und Pointen, die Scharfmans Skript einfach nicht hergibt. Insbesondere zum großen Finale hin fällt das vielversprechende Vergnügen deutlich ab. Einzig Will Poulter - gerade in „Warfare“ zu sehen - und der famose Komödiant Anthony Carrigan aus der Serie „Barry“ zeigen durch beherzten Körpereinsatz und Situationskomik große Klasse. Selten hat man Sympathieträger Paul Rudd so blass erlebt wie in Scharfmans Film, der viele filmische Tonalitäten miteinander in Einklang zu bringen versucht, aber es schlussendlich an Harmonie fehlen lässt. 



  

REVIEW KINO: „Death of a Unicorn“ mit Topbesetzung