Blickpunkt:Film

Kino

[Christine Berg](/person/christine-berg) fordert eine zügige Umsetzung der Filmförderreform. Die [HDF Kino](/company/hdf-kino-ev) Vorstandsvorsitzende warnt vor Lücken in der Kino-, Verleih- und Talentförderung und mahnt eine stärkere Einbindung der Produzenten in die Auswertung an.

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Hinter der gesamten deutschen Filmwirtschaft liegen drei aufregende, teilweise auch aufreibende Jahre. Sie waren geprägt
von vielen Gesprächen mit der Politik, den Kollegen und von starken Emotionen. Die letzten Wochen des Jahres 2024 fühlten sich an wie ein Zeitraffer der vergangenen drei Jahre: Mal hieß es, die Reform kommt, dann wieder nicht. Jeder wusste irgendetwas – doch fünf Minuten später war es schon überholt. Wir all haben immer wieder die Einigkeit in der Branche gesucht, da uns klar war, dass wir uns nur gemeinsam Gehör verschaffen können. Auch wenn die um rund zwei Millionen Euro erhöhte Abgabe für meine Mitglieder eine große Herausforderung ist, war für uns stets klar: Ein neues FFG ist notwendig, um den Weg in eine zukunftsfähige Förderperiode einzuschlagen. 

Der Verwaltungsrat der [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) hat bereits in seiner Sitzung im Februar alle Richtlinien verabschiedet, damit die FFA schnell handlungsfähig ist. An dieser Stelle müssen wir unseren großen Dank an die Mitarbeiter der FFA und der Vorsitzenden des Richtlinienausschusses, [Wiebke Wiesner](/person/wiebke-wiesner), aussprechen. Sie haben bereits im letzten Jahr alles dafür getan, dass ab März Förderungen ausgesprochen werden können. Aber das ist nur der erste Schritt. Nun müssen zügig, aber mit bedacht, die Gremien neu aufgestellt werden.

Dies sind die ersten Schritte zur erfolgreichen Ausgestaltung der Film- und Kinoförderung – viele weitere müssen jetzt folgen. In fast allen Bereichen fehlen weiterhin Bausteine, um sicher in die Zukunft zu gehen.

Die Produzenten brauchen weiterhin mehr Unterstützung, und in der Talentförderung, der Verleihförderung und der Kinoförderung gibt es noch große Lücken, die dringend geschlossen werden müssen.

Bisher werden diese Bereiche nur von der FFA abgedeckt. Dies darf kein Dauerzustand werden, da sonst wichtige Teile unseres Ökosystems systematisch vernachlässigt werden. Die Filmbildung sollte deutlich besser gefördert werden, denn sie ist entscheidend, um das Publikum von morgen zu gewinnen. Hier zu sparen, wird sich langfristig auf den gesamten Erfolg der Branche negativ auswirken.

Die neue Regierung muss zügig die Förderreform umsetzen und dabei die gesamte Branche im Blick behalten. Die Kinos brauchen dringend einen starken deutschen Film, der sie unabhängiger von amerikanischen Produktionen macht. Und dabei geht es nicht nur um ein bestimmtes Genre oder großes Budget des jeweiligen Kinofilms, sondern es geht viel mehr darum, dass die Filme für ihr Publikum gemacht werden und dieses auch ansprechen. Dieses fängt bei deutschen Blockbustern wie "[Momo](/movie/momo_a)" an und hört bei den herausfordernden Filmen wie "[Hysteria](/movie/hysteria_b)" auf. Dabei dürfen Denkmuster wie Groß und Klein oder E- und U-Filme keine Rolle spielen. Im Mittelpunkt sollte der Film und sein Publikum stehen.

Das Kino bleibt die Lokomotive für die Auswertung eines Films. Dennoch sollten wir auch alle weiteren Auswertungsformen im Blick haben und deren Stärken ausspielen. Denn wir verlieren unser Publikum nicht an Streamer oder TV-Sender, sondern an andere, nicht filmbezogene Auswertungsformen. Mehr fach haben Studien bereits gezeigt, dass Menschen, die Zuhause viele Filme konsumieren, auch überdurchschnittlich oft ins Kino gehen. Wir müssen neue Allianzen schmieden und gemeinsam Wege
finden, um das Publikum für Filme zu begeistern – denn nur durch mehr Förderung werden wir die kommenden Herausforderungen nicht meistern. Und hier müssen alle eingebunden werden, nicht nur die Auswertungsseite. Insbesondere
sollten die Produzenten und Kreativen auch bei der Auswertung stärker eingebunden werden. Erste Beispiele für eine
neue Art der Zusammenarbeit gibt es bereits: Eine große Kinokette hat in diesem Jahr bereits zwei deutsche Filme direkt
mit dem Produzenten ausgewertet.

Und ist uns eigentlich bewusst, dass Kinderfilme von nahezu allen Kinos in der Fläche vor Ort besonders engagiert beworben werden?

Warum werden nicht besonders die deutschen Kinderfilme hier gezeigt? Die Liste könnten wir sicherlich gemeinsam mit Ideen erweitern, und das sollten wir auch unbedingt angehen.

Der Regieverband hat bei der letzten [Berlinale](/company/internationale-filmfestspiele-berlin) mit seinen Panels und dem Speed-Dating bereits damit begonnen, die verschiedenen Verbände zusammenzubringen. Und auch die Festivals, deren Relevanz als Beginn von großen Filmerfolgen immer weiter zunimmt, müssen stärker einbezogen werden. »Festivals müssen Kinos stärken, nicht ersetzen«, hat [Tricia Tuttle](/person/tricia-tuttle) gesagt und dem kann man sich nur anschließen. Daher sollte unbedingt der Kreis der Kinos erweitert werden, die die Eröffnung der Berlinale abseits von der Hauptstadt in der Fläche und weiteren Großstädten zeigen.

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**»Ohne stabile Förderung steht unsere etablierte Filmbranche auf dem Spiel.«**

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Doch zurück zur Förderung. Natürlich ist ein funktionierendes Fördersystem wichtig, und wir alle werden nicht müde, bis eine Reform auf den Weg gebracht worden ist. Nach all den Jahren in der Branche weiß ich nur zu gut, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen können. Aber wenn wir eine funktionierende Filmbranche haben wollen, braucht es eine stabile Produktionsförderung, eine gut ausgestattete Verleihförderung und eine verlässliche Kinoförderung. Aber natürlich auch eine FFA, die genug Abgaben einnimmt, damit wir uns dies und weiteres auch leisten können, damit etwa die Filmbildung kein Luxusgut wird, an dem man sparen kann. Daher muss die neue Regierung jetzt schnell handeln. Wir können es uns nicht leisten,
weitere drei Jahre zu diskutieren, denn es steht unsere etablierte Filmbranche auf dem Spiel.

Doch was wir brauchen, wenn die Reform umgesetzt ist, hat mein Kollege [Björn Böhning](/person/bjoern-boehning) schon auf den Punkt gebracht: »Wir brauchen Mut!« Mut zu altbewährten und neuen Geschichten, Mut zu weniger Filmen und den Mut zu zeigen, dass ein neues System auch die Kreativität beflügelt.

Und wir können uns darauf freuen, dass die FFA einen neuen Namen bekommen wird, da sie nach der Umsetzung der Reform viel mehr als eine Anstalt sein wird.

Christine Berg: "Filmförderung braucht Klarheit"