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Blickpunkt:Film: Wie sieht - kurz umrissen - Ihr Aufgabenbereich bei Kirch Media aus?


Fred Kogel: Mein Aufgabenbereich umfasst das Lizenzmanagement, die Senderfamilie und den Bereich Show und Entertainment. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit liegt momentan in der Programmwirtschaft und darin, noch mehr Nutzen aus den Filmbeständen, die rund 63.000 Stunden Unterhaltung beinhalten, zu ziehen. Vernetztes Denken ist dabei der entscheidende Punkt, d.h. über die Grenzen des Genres hinaus, über mögliche Angebote nachzudenken, die sich ergänzen. Vor allem geht es dabei auch darum, die modernste Software einzusetzen, um den größtmöglichen Revenue aus unserer Film-Library zu ziehen. Daneben stehe ich als Aufsichtsrats-Vorsitzender der [Constantin Film](/company/constantin-film-ag) in engem Kontakt und Austausch mit dem Vorstand über die strategische Positionierung und das Tagesgeschäft der Firma.


BF: Welche Auswirkung hat die Fusion mit [ProSiebenSat.1](/company/prosiebensat1-media-se) auf Ihren Aufgabenbereich?


FK: Die Kernsegmente der KirchMedia, die meinen Aufgabenbereich betreffen, also TV, Rechtehandel und Produktion, werden auch nach der Fusion von entscheidender Bedeutung für das durch die Verschmelzung entstehende vertikal integrierte Medienunternehmen sein. Bzgl. der weiteren Auswirkungen der Fusion möchte ich den momentan laufenden Planungen nicht vorgreifen.


"SAT.1 muss verstärkt unterstützt werden"


BF: Sie sind auch für die Senderfamilie zuständig. Wie sind Sie mit deren Entwicklung zufrieden?


FK: Wir sind überzeugt, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Es war strategisch richtig, die Senderfamilie zu gründen. Die Integration ist sehr zügig erfolgt, und das war sicherlich keine leichte Aufgabe. Was das operative Geschäft betrifft, ist die Fusion weitestgehend vollzogen. Auch die Vermarktungsunternehmen von SAT.1 und Pro Sieben Media AG haben wir zu einer neuen Einheit zusammengeführt. Die Fusion in der kurzen Zeit ist eine erhebliche Leistung, wenn Sie bedenken, dass die Integration umgesetzt wurde, während die ProSiebenSAT.1 Media AG weiter operativ gearbeitet, gesendet und Werbezeiten verkauft hat. Das hierbei noch das ein oder andere Thema "hakt", ist normal und wird sicherlich in den kommenden Monaten gelöst werden. Insofern sind wir, was die Verschmelzung der ProSiebenSAT.1 Media AG auf die KirchMedia betrifft, bereits fusionserprobt und -bewährt.


BF: Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial im Familienleben?


FK: Die Integration ist ein fortlaufender Prozess. Meines Erachtens muss SAT.1 in der nächsten Zeit verstärkt von der Familie unterstützt werden - dies betrifft einzelne Programmthemen, aber auch den Verkauf. Momentan konzentrieren wir uns darüber hinaus sehr stark auf die Verschmelzung der ProSiebenSAT.1 Media AG auf die Kirch Media. Dies ist der nächste wichtige Schritt der Unternehmensentwicklung der Kirch-Gruppe. Die Fusion vereint die beiden Unternehmen zu dem ersten börsennotierten vertikal integrierten Medienunternehmen, das die gesamte Wertschöpfungskette der audiovisuellen Industrie abdeckt.


BF: Welche langfristigen Auswirkungen wird das Jahr 2001 auf die Kirch-Sender haben?


FK: Nach den verheerenden Terroranschlägen in New York und Washington hat die ProSiebenSAT.1-Gruppe ihre Prognosen für das Geschäftsjahr 2001 revidiert. Im Vergleich zum Rekordjahr 2000 rechnet die Senderfamilie mit einem Umsatzrückgang von rund vier Prozent. Der Jahresüberschuss wird voraussichtlich um rund zehn Prozent, EBIT und EBITDA um rund 20 Prozent niedriger als im Vorjahr ausfallen. Insbesondere die großen, traditionsreichen Unternehmen aus den USA sowie Werbekunden aus den Bereichen Banken, Versicherungen, Tourismus und Luftfahrt haben ihre Buchungen nach den Anschlägen storniert oder deutlich reduziert. Die weiteren Entwicklungen können wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Um der schwierigen Marktlage offensiv und schnell zu begegnen, halten wir es für wichtig, die Strukturen der Kirch-Gruppe zu straffen und die dadurch entstehenden Synergien für eine optimale Wertschöpfung zu nutzen.


BF: Wie sieht die Entwicklung im Bereich des Rechtehandels aus? Welchen Umfang hat das Portfolio von KirchMedia?


FK: Der Erwerb und die Vermarktung von Programmrechten für Free-TV, Pay-TV, Video und Neue Medien ist eines der Kerngeschäfte der KirchMedia. Im Jahr 2000 haben wir Programme aus dem Rechtestock in 165 Länder verkauft. Qualitativ hochwertiger und vielfältiger Content ist die Basis für diesen Erfolg. Die Programm-Library umfasst 63.000 Stunden Fiction-Programm, knapp 41.000 Stunden sind Serien und etwa 20.000 entfallen auf das Genre Spielfilm. Das Programmvermögen ist im vergangenen Jahr auf 6,2 Mrd. Mark gestiegen. Bis ins Jahr 2005 beteiligt sich die [KirchGruppe](/company/taurusholding-gmbh-und-co-kg) mit 250 Mio. Mark an 30 großen europäischen Koproduktionen, darunter "[Napoleon](/tvshow/napoleon_9)", "[Die Kreuzritter](/tvshow/die-kreuzritter)" und "Der junge Casanova", die in den kommenden Jahren als große TV-Events auf die Bildschirme kommen sollen. Eine weitere große neue Produktion mit sechs Zweiteilern zu je 90 Minuten ist der Film mit dem Arbeitstitel "Das Imperium". Dargestellt wird der Aufstieg und Verfall des römischen Reiches von Caesar bis zu Konstantin dem Großen Anfang des vierten Jahrhunderts nach Christus. Es handelt sich dabei um eine internationale Koproduktion zusammen mit den Firmen Lux Vide und der französischen GMT, mit der zur Zeit bereits der Vierteiler Napoleon realisiert wird. Die Reihe ist mit einem Budget von weit über 100 Mio. Mark ausgestattet. Für die Drehzeit der Geschichte sind rund drei Jahre angesetzt. Drehstart der Produktion wird Ende dieses Jahres oder Anfang 2002 sein. Wir beginnen zunächst mit den vier Teilen für "Caesar und Augustus". Dafür werden derzeit aufwendige Kulissen in Tunesien gebaut. Eine der Hauptrollen steht bereits fest: In "Caesar" wird die Rolle seines gallischen Gegenspielers Vercingetorix von [Gérard Depardieu](/person/gerard-depardieu) übernommen.


BF: Welchen Stellenwert soll [KirchMedia Entertainment](/company/constantin-entertainment-gmbh) innerhalb des Unternehmens erhalten?


FK: Wir sehen einen verstärkten Trend zu Show- und Unterhaltungsprogrammen. Die Zuschauer wollen Event-, Quiz- und Comedy-Shows und entsprechend baut die Kirch Media Entertainment das Angebot für die Sender aus. Ziel ist es, dass wir mit KirchMedia Entertainment bis zum Jahresende bei einem Umsatz im Startjahr von rund 20 Mio. Euro in einen positiven Korridor laufen.


"Glaube nicht, dass Reality-Shows tot sind"


BF: Sie haben ein stärkeres Engagement im Show- und Unterhaltungs-Bereich angekündigt. Wo setzen Sie die Schwerpunkte?


FK: Unsere Schwerpunkte liegen in der Produktion von Event-, Quiz-, Reality- und Courtshows. Dabei verstehen wir uns nicht als reiner Formathändler, sondern als Dienstleister gegenüber der Senderfamilie und Dritten. Der Serviceaspekt ist sehr wichtig. Die Sender erwarten gezielte Angebote für bestimmte Zielgruppen und nicht ein lieblos zusammengestelltes Gesamtangebot, das für alle Sender gleich ist. Auf der Mipcom in Cannes haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal in großem Umfang Entertainment-Formate, wie beispielsweise "Quizfire", "Speed", "The Hunt" und das "Duell" präsentiert. Die Kunden zeigten großes Interesse an unseren neuen Angeboten.


BF: Ist der Reality-Boom schon wieder vorbei? Welches sind die neuesten Trends im Entertainment-Bereich?


FK: Ich glaube nicht, dass Reality-Shows bereits wieder tot sind. Es wird neue geben, allerdings in ausgefeilteren, dramaturgisch besser umrissenen Formen, als die reinen Container-Shows. Ein Beispiel dafür ist, die von uns produzierte Adventure-Show "Mission: Germany", die die Kandidaten auf eine 30-Tage-Rallye durch Deutschland schickt. Einen Trend vorauszusagen ist schwierig: Ich glaube an eine Form, die Comedy und Musik kombiniert. Mit "Mittermeier & Friends" mit Michael Mittermeier haben wir die Richtung vorgegeben und arbeiten an neuen Showkonzepten die diese beiden Komponenten vereinen. Wichtig ist dabei der von Autoren dramaturgisch gut aufbereitete Witz, also die hochwertige Sketch-Comedy.

Fred Kogel über Senderfamilie, Lizenzen und Shows