Disney überdenkt Zusammenarbeit: Miramax bald unabhängig?
Disney-Chef Michael Eisner erwägt offenbar, das Disney-Tochterunternehmen Miramax an seine Gründer und Chairmen Harvey und Bob Weinstein zurückzuverkaufen.
Das Verhältnis zwischen Eisner und den Weinsteins galt noch nie als sonderlich gut. Doch der jüngste Rummel um Disneys Order, die Miramax verbot, den Cannes-Sieger und regierungskritischen Film "Fahrenheit 9/11" ins Kino zu bringen, hat die Situation offenbar drastisch verschärft. Eisner redet seit längerem davon, er wolle die Querelen mit Miramax aus der Welt schaffen. Nun zitiert die "New York Times" Vertraute von Eisner und Disney-Mitarbeiter, denen gegenüber der Konzernchef offenbar geäußert habe, er wolle Miramax an die Weinsteins zurückverkaufen. Er glaube jedoch nicht, dass die Weinsteins in der Lage seien, das Geld für den Kauf des Studios aufzubringen. Der Vertrag der Brüder bei Miramax läuft offiziell 2005 aus, die Verhandlungen über eine Verlängerung dauern seit über einem Jahr an. Die Streitereien über die Unabhängigkeit des Mini-Majors haben eine abschließende Vereinbarung bis jetzt verhindert. Disney hatte sich beim Kauf von Miramax vor rund zehn Jahren das Recht zugesichert, Filme in ihrem Vertrieb zu blockieren, wie jetzt bei "Fahrenheit 9/11" geschehen. Im Disney-Konzern wird neben den Schwierigkeiten mit den Weinsteins anscheinend auch darüber nachgedacht, wie profitträchtig das Studio ist. Eisner beklagte, Miramax habe nur in zwei der vergangenen fünf Jahren rentabel gearbeitet. Ein Disney-Executive äußerte gegenüber der "New York Times", dass das Studio 2003 noch genügend Umsatz gemacht habe, aber 2004 mit Einbußen zu rechnen habe. Miramax-Sprecher Matthew Hiltzik erklärte gegenüber der "New York Times": "Wenn Disney denkt, dass Miramax nicht mehr rentabel ist, wären Bob und Harvey gern bereit, das Studio zu kaufen, sobald Disney den Preis nennt." Ins Gewicht fällt bei Miramax und dessen Tochter Dimension insbesondere dessen Filmlibrary von mehr als 500 Titeln, die besonders im Bereich DVD-Auswertung attraktiv sind. Dass den Weinsteins das nötige Kleingeld fehlen könnte, davon ist nicht auszugehen. Schließlich dürften Harvey und Bob Weinstein als ausführende Produzenten der "Herr der Ringe"-Trilogie und einer Umsatzbeteiligung an derselben über ein gutes Finanzpolster verfügen.