Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Was interessierte Sie an der Geschichte?

Lee Tamahori: Das war das erste Buch, das so deutlich über die Erfahrung spricht, verloren zu sein und wie man sich nur mit Intelligenz retten kann, denn wenn man in Panik verfällt, ist man endgültig verloren. Ich geriet in der Wildnis in Panik und wäre fast umgekommen.

BF: Welches Publikum spricht "Auf Messers Schneide" an?

LT: Es ist ein Männerfilm, aber komischerweise besteht das Publikum zum größten Teil aus Frauen. Es handelt von zwei Typen, die sich hassen und gezwungen sind, zusammenzuhalten und sich im Angesicht des Todes sehr verbunden fühlen. Frauen fliegen darauf. Sicherlich mögen sie auch Tony (Hopkins) und Alec (Baldwin).

BF: Wie war es, den Bären zu inszenieren?

LT: Alles rein mechanisch. Man kann einen Bären nicht führen. Ich besprach alles mit seinem Trainer und schaute, was man kriegen kann: Man stellt die Kameras in bestimmten Ecken auf und beobachtet die Monitore. Das ist ziemlich langweilig und arbeitsintensiv. Tony wäre fast verrückt geworden. Es dauerte Monate, um die Bär-Szenen zu schießen.

BF: Wieviel wurde mit einem animatronischen Bär aufgenommen?

LT: Etwa fünf Prozent. Eigentlich wollte ich 40 Prozent nutzen, aber es war hoffnungslos.

BF: Stimmt es, daß der Bär mehr gekostet hat als Elle MacPherson?

LT: Das war ein Millionen-Dollar-Bär. Es kostete mehr als eine Mio., der Bär, der Trainer.

BF: Warum änderten Sie den Titel von "Bookworm" (Bücherwurm) zu "The Edge" (OT) ?

LT: Niemand von uns mochte den Titel, sogar David (Mamet, Autor) mochte ihn am Ende nicht mehr. In der ersten Fassung war viel mehr von Büchern die Rede. Das Wort ist altmodisch. Viele wissen gar nicht mehr, was das ist. Es schweben einem Ledersessel und verstaubte Bibliotheken vor. In der Fassung, die wir drehten, ist die Figur mehr ein Sammler von Infos statt jemand, der seine Zeit in Büchereien verbringt. Ich mochte den Titel "The Wild", er ist so bildlich. Die Rechte daran hat aber Francis Ford Coppola.

BF: Wie reagierten Sie auf die zurückhaltende Aufnahme von ?

LT: Das drückt einen schon ein bißchen herunter, aber man kommt darüber hinweg. Ich bin immer noch stolz auf den Film, auch wenn er nicht so gut lief, wie ich dachte. Curtis Hanson schlug mich um Längen mit . Ich versuchte eine James-Ellroy-Geschichte ohne Ellroy zu machen. Das war ein Fehler.

BF: Werden Sie weiter Filme in den Vereinigten Staaten drehen?

LT: Ich lebe noch in Neuseeland, aber ich habe drei Jahre in den USA gearbeitet, um die zwei Filme zu machen. Ich wollte drei hintereinander in den Staaten machen und den nächsten wieder in Neuseeland. Also werde ich noch einen hier drehen. Es stehen mehrere Projekte zur Auswahl, aber ich habe mich noch nicht entschieden. Paramount hat mir etwas mit Robert Redford angeboten, seinen letzten Auftritt als Action-Helden in einem intelligenten Actionfilm, keiner, wo alles einfach nur in die Luft fliegt. Der Film ist für Redford konzipiert mit einer klassischen Rolle, Vietnam-Veteran, der aus seinem Ruhestand zurückgeholt, reingelegt wird und flüchten muß. Das Buch von Nick Kazan ist aber noch nicht fertig.

"Das war ein Millionen-Dollar-Bär'