Blickpunkt:Film

Kino

Als Vorstand der [AG Kino - Gilde](/company/ag-kino-gilde), Präsident des Internationalen Arthouseverbands CICAE  und Inhaber der Berliner [Yorck-Gruppe](/company/yorck-kino) ist [Christian Bräuer](/person/dr-christian-braeuer) der Mann, um einen Blick aus Sicht der internationalen und deutschen Arthousebetreiber auf das diesjährige [Festival in Cannes](/company/festival-de-cannes) zu werfen. 


**Lieber Christian Bräuer, was steht noch auf Ihrer Bucket List für das Festival in Cannes? Was möchten Sie erreichen? Was sind Ihre wichtigsten Ziele und was möchten Sie persönlich gerne machen?**

**Christian Bräuer:** Für mich ist Cannes jedes Jahr eine in doppelter Hinsicht aufregende Reise. Einerseits bestimmt Cannes das Arthouse Line-up wie kein anderes Festival. Wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke, mit „[Anatomie eines Falls](/movie/anatomie-dune-chute)“, „[The Zone of Interest](/movie/the-zone-of-interest)“ und „[Perfect Days](/movie/perfect-days)“, „[Killers of the Flower Moon](/movie/killers-of-the-flower-moon)“, dann hat Cannes den Arthouse Markt wirklich beflügelt.

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##### "Schaue ich auf die Yorck-Gruppe, dann sind von den Topfilmen seit 2018 Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei Cannes-Gewinner"

*Christian Bräuer über die Bedeutung des Festivals de Cannes*

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**Christian Bräuer:** Schaue ich auf die Yorck-Gruppe, dann sind von den Topfilmen seit 2018 Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei Cannes-Gewinner. Das bedeutet, dass man in Cannes mit mehr Zeit als üblich Filme entdecken kann. Das heißt auch, dass man hier Werke sehen kann, von denen man weiß, dass man vielleicht nie wieder die Chance dazu hat.

**Welche übergeordnete Rolle spielt Cannes als Festival noch?**

**Christian Bräuer:** Cannes ist eben auf der anderen Seite auch ein politisches Festival, das einem gleichzeitig eine kleine Pause vom öffentlichen Leben gewährt. Wir stehen kurz vor einer Europawahl, wo es um sehr viel für uns alle geht: Wie werden die Weichen in Zukunft gestellt werden? Welche Rolle hat der Medienmarkt? Und welche Rolle wird dem Kinomarkt beigemessen? Wir haben eine Mission und ich bin überzeugt: Man braucht Kinos und Cannes zeigt, welch enormen Stellenwert das Kino gesamtgesellschaftlich entfaltet, welche wichtigen Diskurse es aufgreift oder auslöst. Hier gilt es, Partner zu finden, die die Kraft des Films und des Kinos ebenfalls begreifen.

**Was haben Sie in dieser Hinsicht hier schon erreicht?**

**Christian Bräuer:**: Wir hatten bereits unsere Mitgliederversammlung, die Verwaltungsratssitzung und Workshops des Internationalen Arthouse-Verbands CICAE. Beeindruckend ist, wie sich unser Markt verjüngt und permanent entgegen allen Vorurteilen neue junge Leute hineindrängen. Dabei ist noch mal klarer, wie Werte getrieben dies geschieht. Neben der Liebe zu Film geht es um die Verteidigung der Freiheit des künstlerischen Schaffens und einer offenen und demokratischen Welt. Der Fokus liegt darauf, Brücken zu bauen und einen Diskurs zu schaffen. Es zeigt sich, wie wichtig das ist, auch als eine treibende Feder für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

**Auf welchem Event, auf welchem Film liegt Ihr besonderes Augenmerk?**

**Christian Bräuer:**: Nach dem traumhaften „Poor Things“ von [Yorgos Lanthimos](/person/yorgos-lanthimos), der im letzten Jahr die Kinos füllte, ist sein neuer Film „Kinds of Kindness“ bemerkenswert, auch wenn es noch viele andere Filme gibt. Das ist das Tolle an Cannes. Auf einmal entdeckt man etwas. Ich freue mich auf einige deutsche Events in Cannes. Ich glaube, wir dürfen uns als deutscher Filmmarkt nicht zu klein machen. Wir feiern 70 Jahre [German Films](/company/german-films-service-marketing) und wir haben den wunderbaren [Medienboard](/company/medienboard-berlin-brandenburg)-Empfang. Das ist ein wichtiges Zeichen. Was ich mir natürlich wünschen würde, ist, dass wir nächstes Jahr auch wieder deutsche Filme im Wettbewerb haben.

**Mit wem möchten Sie sich hier gerne auf einen Café und ein Croissant treffen?**

**Christian Bräuer:** Ich würde mich sehr freuen, den iranischen Regisseur [Mohammed Rassulof](/person/mohammad-rasoulof) nach seiner geglückten Flucht zu treffen. 

**Und mit wem wollten Sie sich schon immer mal in Cannes treffen, haben es aber noch nie geschafft?**

**Christian Bräuer:** Offen wäre noch ein Treffen zum Lunch mit der Jury.

**Wie schätzen Sie den 77. Jahrgang ein?**

**Christian Bräuer:** Es ist dieses Jahr stärker eine Entdeckungstour als in den Vorjahren. Letztes Jahr hatten wir mit zwei Beiträgen von Wim Wenders und zwei Beiträgen mit [Sandra Hüller](/person/sandra-hueller) von vornherein herausragende Filmereignisse für den deutschen Markt. Dieses Jahr ist „Bird“ von Andrea Arnold mit dem eindrucksvollen [Franz Rogowski](/person/franz-rogowski) ein erwähnenswerter Beitrag. Ein paar alte Meister wie Sorrentino und Coppola zu erleben, bleibt ein Ereignis. Die Hoffnung ist groß, dass wieder der ein oder andere Überraschungsfilm dabei ist, mit dem man so gar nicht rechnet und der dann auf einmal durch die Decke geht. Das ist natürlich der große Wunsch. Ob das so kommt, muss man sehen.

**Und was machen Sie jetzt?**

**Christian Bräuer:** Ich bin jetzt sehr gespannt auf "Emilia Pérez" von Jacques Audiard.  Der erste heiße Favorit auf die Goldene Palme!?

Christian Bräuer: "Cannes bestimmt das Arthouse-Line Up" 

Christian Bräuer: "Cannes zeigt, welch enormen Stellenwert das Kino gesamtgesellschaftlich entfaltet", rechts: Susanne von Kessel-Doelle, stv. Chefredakteurin Blickpunkt:Film