Blickpunkt:Film

Kino

[Thierry Frémaux](/person/thierry-fremaux), künstlerischer Leiter des [Festival de Cannes](/company/festival-de-cannes), sprach in Berlin bei der Cinema Vision 2030 als Gast von [Christian Bräuer](/person/dr-christian-braeuer) und der [AG Kino-Gilde](/company/ag-kino-gilde) über die Zukunft des Kinos und die Bedeutung des Filmerbes. In Zeiten des schnellen Wandels, getrieben durch neue Technologien und künstliche Intelligenz, bleibe das Kino eine unersetzliche kulturelle Instanz. „Kino ist Kino. Seit März 1895, seit dem ersten Lumière-Film, ist es eine Kunstform, die Bestand hat,“ betonte Frémaux.

Er erinnerte daran, dass Cannes trotz der Kritik an Streaming-Plattformen weiterhin eine zentrale Rolle im Weltkino spiele: „Cannes ist wichtiger denn je. Das Festival setzt den Ton für globales Kino und das Arthouse-Segment.“ Filme wie Parasite, Triangle of Sadness oder Anatomie eines Falls seien Beweise für die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung von Cannes.

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##### „Filmfestivals sind essenziell, weil sie Kino ins Zentrum des gesellschaftlichen Diskurses rücken.“ 

*Thierry Frémaux, künstlerischer Leiter des Festival de Cannes*

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Frémaux, der auch das Institut Lumière in Lyon leitet, setzt sich intensiv für das Filmerbe ein. Sein aktueller Dokumentarfilm über die Lumière-Brüder erscheint am 19. März – genau 130 Jahre nach dem ersten Film. „Es war eine europäische Bewegung der Erfindungen, die das Kino schuf. Die Lumières waren die Letzten in einer langen Reihe von Innovatoren – aber nach ihnen kam keiner mehr. Sie haben das Kino vollendet.“
Die Lumière-Brüder und das Kino der Zukunft. 

Frémaux erklärte, dass die Feierlichkeiten zum 130. Jahrestag des Kinos eine Möglichkeit seien, die Geschichte des Films mit der Zukunft zu verknüpfen. „Das Kino ist eine Erfindung, die sich weiterentwickelt, aber ihr Kern bleibt bestehen. Die Idee, bewegte Bilder zu projizieren und ein Publikum zu versammeln, ist unveränderlich.“

Auf die Frage, was heutige Filmemacher von den Lumière-Brüdern lernen können, betonte Frémaux: „Die Lumière-Filme sind unglaublich. Sie waren die ersten, die das Kino als Kunstform verstanden haben. Sie zeigten uns, dass Film mehr ist als nur Technologie – es ist eine Sprache, eine Vision.“

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##### „Die Zukunft des Kinos liegt darin, sein Erbe zu bewahren und zugleich neue Wege zu gehen.“

*Thierry Frémaux, künstlerischer Leiter des Festival de Cannes*

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In einem Interview mit Blickpunkt Film ging Frémaux auf die Rolle des Kinos in einem sich wandelnden politischen Klima ein. „Kino hat von fast Anfang an widergespiegelt, was in der Gesellschaft geschieht, denn natürlich ist jeder Filmemacher auch ein Bürger.“ Er betonte, dass die Themen im Kino sich mit der Zeit verändern, aber dass das Kino immer ein Spiegel seiner Epoche bleibt.
Auf die Frage, ob Filmfestivals eine verstärkte Plattform für den gesellschaftlichen Diskurs sein sollten, sagte Frémaux: „Filmfestivals sind wirklich, wirklich wichtig. Besonders Filmfestivals, weil ein Festival ein Ereignis ist, und ein Ereignis ist ein Moment in einer Stadt, in einem Land, in dem das Kino in den Mittelpunkt des Lebens gerückt wird.“ Dabei wählten Festivals nicht nur Filme aus, sondern prägten auch Debatten und Perspektiven.

Er unterstrich zudem die Bedeutung von Festivals für die Medienkompetenz jüngerer Generationen: „Ich möchte nicht sagen, dass wir Menschen erziehen oder belehren wollen, aber in gewisser Weise tun wir das doch – indem wir ihnen etwas zeigen. Deshalb ist es auch so wichtig, die Sehgewohnheiten der jungen Generation zu prägen, damit sie nicht von Fernsehen, Internet oder sozialen Medien manipuliert werden: "Das kann man durch das Kino lernen.“

Abschließend betonte Frémaux die Bedeutung der Kuratierung und Festivals in einer Welt, die zunehmend von Algorithmen geprägt wird. „In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz Inhalte bestimmt, brauchen wir Festivals, um Orientierung zu geben. Wir müssen dafür sorgen, dass die künstlerische Freiheit bewahrt bleibt.“
Sein Appell: „Die Zukunft des Kinos liegt in unserer Verantwortung. Es ist unsere Aufgabe, sowohl Innovation als auch unser Erbe zu schätzen und dem Kino einen Platz in der modernen Welt zu sichern.“


Thierry Frémaux bei Cinema Vision 2030: “Kino muss Orientierung geben”