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Blickpunkt:Film: Warum verlassen Sie ProSieben?

Benjamin Herrmann: Ich bin seit drei Jahren hier, seit anderthalb Jahren Leiter der Abteilung und habe seit einiger Zeit den Eindruck, wir haben getan, was wir konnten. Wir haben letztes Jahr 27 Filme erstausgestrahlt und über 15 weitere produziert, dazu einige Kinofilme, die noch herauskommen. ProSieben wird nicht mehr international produzieren und eher weniger TV-Movies drehen. Da war es Zeit für etwas Neues. Ich habe wieder an eigene Regieprojekte gedacht, als Hanno Huth auf mich zukam und mir die spannende Aufgabe anbot, Senators Kinoprojekte, national wie international, zu verantworten.

BF: Wird bei ProSieben die TV-Movie-Produktion auch in Hinblick auf die Kirch-Familie zurückgefahren?

BH: Ich glaube, dass die deutschen Movies von SAT.1 und ProSieben im großen Gebilde der Familie ein Fliegenschiss sind. Man braucht sie, weil sie zum Profil eines Senders beitragen und - zusammen mit den Auslandserlösen - ja auch Geld verdienen. Cash Cows können sie jedoch nie werden. ProSieben wird auch in diesem Jahr 21 neue Movies ausstrahlen und langfristig auf 15 Movies und fünf Kino-Koproduktionen pro Jahr hinarbeiten.

BF: Sind Sie rückblickend mit dem Movie-Freitag zufrieden?

BH: Die ProSieben-Zuschauer sehen sehr selektiv. Wenn RTL "The Rock" zeigt, werden sie RTL einschalten. Insofern war der Versuch, durch eine regelmäßige Programmierung deutscher Filme auf einem "amerikanischen Spielfilmsender" Gewohnheit zu schaffen, sehr schwer. Dazu haben RTL und SAT.1 mit Comedies und Shows den Freitagabend für sich erobert. Und: Dieser Tag ist gerade für die Jüngeren der Ausgehtag. Es war also ein Kampf gegen Windmühlen. Mit der neuen Strategie, jeden Film einzeln zu programmieren, werden wir insgesamt besser fahren.

BF: Ist der TV-Movie-Markt generell übersättigt?

BH: Es gibt mehr deutsche Movies im Jahr als Tage. Auch deshalb wollen wir weniger, aber Herausragendes produzieren.

BF: Bleibt Family-Entertainment das bevorzugte Genre?

BH: Absolut. Wenn natürlich etwas Außergewöhnliches im Thriller- oder Action-Bereich kommt wie z.B. "Das Phantom" dann machen wir das gern. Mit Indigo entwickeln wir gerade einen Katastrophen-Thriller. Insgesamt wollen wir jedoch unsere Familienaffinität ausbauen.

BF: Ist die Entscheidung über Ihre Nachfolge schon gefallen?

BH: Es wird einen Nachfolger geben, das ist sicher. Kommissarisch wird erst einmal Birgit Brandes die Abteilung leiten.

BF: Was ist bei den Kino-Koproduktionen noch geplant?

BH: Im Sommer kommt "Komiker" von Sam Film in die Kinos, dann zwei kleinere Filme von Tom Zicklers Checkpoint Berlin, "Falling Rocks" und "Marmor, Stein und Eisen bricht". Gerade haben die Dreharbeiten von "Der Schuh des Manitu" begonnen von und mit "Bully" Herbig. Ab 9. Mai dreht Oliver Hischbiegel für Typhoon und Fanes "Blackbox" mit Moritz Bleibtreu - glücklicherweise bei Senator.

BF: Wie waren Sie mit "Fußball ist unser Leben" zufrieden?

BH: Wir haben 105.000 Zuschauer erreicht - das ist kein Desaster, aber auch nicht das, was es hätte sein sollen. Das Doppelte hatten wir uns schon vorgestellt, und ich denke, dass das Potenzial auch da war. Wir haben - und da muss ich mir die Schuld geben - einen unglücklichen Starttermin gewählt, mit einem gigantischen Konkurrenzumfeld. Außerdem haben wir trotz der Kooperation mit Cinemaxx, Ufa und Kieft nicht den Atem bekommen, den wir gebraucht hätten. Was jedoch Kritiken und Preise betrifft, können wir mehr als glücklich sein. An Image hat ProSieben also gewonnen und der Kinostart hat finanziell gesehen die Lizenz aufgewertet. Aber sicherlich ist die Zukunft unseres Verleih-Joint-Ventures Seven X ungewiss, zumal der Verleih ja eigentlich nur aus mir bestand.

BF: Wie sieht Ihre neue Aufgabe bei Senator aus?

BH: Gerhard von Halem ist für die Produktionsdurchführung und Administration zuständig, ich für die inhaltliche Seite. Ich berichte direkt an Hanno Huth. Doch erst einmal heißt es, die vorhandenen Projekte zu sichten und dann schnell loszulegen, sodass wir Anfang nächsten Jahres neue Filme ins Kino bringen können.

BF: Wie wird die Zusammenarbeit mit ProSieben in Zukunft aussehen?

BH: Ich weiß, wie viel ich ProSieben zu verdanken habe, und ich glaube, auch ProSieben hat von mir profitiert. Wir können also weiterhin guten Gewissens miteinander arbeiten. Ein erstes gemeinsames Projekt zwischen Hager Moss, Senator und ProSieben gibt es bereits.

BF: Wie beurteilen Sie den Markt für deutsche Kinoproduktionen?

BH: Schwer, aber nicht aussichtslos. Wir können eine Sache vom Fernsehen lernen: dem Zuschauer klarzumachen, was ihn erwartet und warum er den Film unbedingt sehen muss. RTL beherrscht diese Disziplin im deutschen Fernsehen, im Kino ist Constantin zur Zeit König im klaren Verkaufen. Das heißt nicht, dass Senator jetzt versucht, Constantin-Filme zu machen. Aber schon in der Entwicklung daran zu denken, wie die Filme positioniert werden können, schadet überhaupt nicht. Und das Wichtigste, dass es einfach gute Filme sind - dafür soll ich sorgen.

Benjamin Herrmanns Bilanz zum ProSieben-Abschied