Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Ihr Film ist sehr kompliziert.

Andre Techine: Ich habe ihn so einfach wie möglich gemacht, als emotionales Melodrama, als Liebesgeschichte von Heute, aber mich vielleicht in der Anziehungskraft des Sujets verrechnet. Ich verspreche, das nächste Mal einen leichteren Film zu machen.

BF: Seit 30 Jahren sind Sie im Geschäft. Ermüdet Sie der Kampf ums Publikum?

AT: Ein neuer Film ist jedes Mal ein neues Abenteuer, an dessen Ende die Zustimmung des Publikums stehen muß und die Erfüllung des künstlerischen Anspruchs. Hitchcock oder Chaplin waren auch im besten Sinne Autorenfilmer und haben den Spagat geschafft.

BF: Steht der Autorenfilmer heute auf verlorenem Posten?

AT: Man darf nicht in Klischees verfallen. Weder Autorenfilm noch Hollywood sind aus einem Guß. Autorenfilme, die sich in Inszenierung und Thema wiederholen, immer mit dem gleichen Minimalismus arbeiten, langweilen. Ganz schrecklich wird es, wenn sie eine Message verkünden wollen. In Hollywood gibt es nicht nur glattes Mainstream, sondern wunderbare Talente, die im Inneren des Systems arbeiten wie Tim Burton. Nur: Im Mainstream halten Special Effects das Publikum auch bei abgedroschenen Themen bei Laune. Wenn sich dagegen das Autorenkino banalisiert und Nabelschau betreibt, ist Schluß.

BF: Das französische Kino ist relativ stark. Woran liegt das?

AT: Ohne Förderung gäbe es den französischen Film nicht. Das heißt aber nicht, daß wir Regisseure uns gemütlich zurücklehnen. Förderung sollte man zurückzahlen, ein Film muß sich amortisieren. In den letzten Jahren liefen meine Filme gut, sie wurden ins Ausland verkauft. Ich hatte seit "J'embrasse pas" eine privilegierte Position und konnte meine neuen Projekte relativ einfach durchbringen. "Meine liebste Jahreszeit", "Wilde Herzen" und "Diebe der Nacht" funktionierten. Ich mache zwar keine Kassenknüller wie Luc Besson, aber meine Filme tragen sich. Man muß den finanziellen Erfolg immer im Verhältnis zum Budget sehen. Und das französische Publikum ist relativ neugierig.

BF: Sie arbeiten regelmäßig mit Alain Sarde zusammen, auch in Zukunft?

AT: Wir kennen uns seit 30 Jahren. Die Zusammenarbeit läuft sehr gut, auch wenn wir uns manchmal Wortgefechte liefern. Er beurteilt meine Ideen. Wenn er sie nicht für kommerziell hält, höre ich auf ihn. Ich stehe bei ihm unter Vertrag. Mein nächstes Projekt werde ich allerdings mit einem neuen Produzenten realisieren. Es ist wie bei einer Mann-Frau-Beziehung, man muß Ferien voneinander machen.

Andre Techine zu seinem 'neuen Abenteuer'