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"Pelham 123" ist nicht Ihr erstes Update eines Filmklassikers. Was reizt Sie daran?


[TONY SCOTT](/person/tony-scott): Es ist kein klassisches Remake, sondern die Neuerfindung eines Topstoffs. Das ["Pelham"-Original](/movie/stoppt-die-todesfahrt-der-u-bahn-123) ist ein Caper-Movie, das über [Walter Matthaus](/person/walter-matthau) lakonischen Cop und [Robert Shaw](/person/robert-shaw) als stereotypischen Bösewicht funktionierte. Eine sinnlose Geiselnahme, weil es scheinbar keinen Fluchtweg gibt. Bei mir geht es um Rache. Da nimmt einer Rache an der Stadt, die ihn unterdrückt.


Sie bereiten gerade einen weiteren Klassiker der Siebzigerjahre vor. Was müssen "The Warriors" bei Ihnen durchmachen?


[Walter Hills](/person/walter-hill) "[The Warriors](/movie/die-warriors)" stand in der Tradition von Filmen wie "[Uhrwerk Orange](/movie/uhrwerk-orange)". Bei mir wird der Ort des Geschehens nicht New York, sondern Los Angeles sein und die Bandenkultur dort zum Thema haben. Diese farbenprächtige Szene will ich festhalten, bevor sie ganz verschwindet. Die Grundstory aber bleibt: Eine Gang muss es von Punkt B zurück zu Punkt A schaffen, und das ist die Strecke von Long Beach nach Venice. Ein völlig anderer Film, aber unter derselben Prämisse.


Das Einspiel von "Pelham" am US-Boxoffice blieb hinter den Erwartungen zurück. Sind Sie zufrieden damit, wie der Film in den USA vermarktet wurde?


Die Leute bei [Sony](/company/sony-pictures-entertainment-spe) haben alles gegeben, aber es war wirklich nicht damit zu rechnen, dass man von einem Film wie "[Hangover](/movie/hangover)" weggespült wird. Das war ein Überraschungserfolg, und so etwas kann in diesem Spiel nun einmal passieren.


Es ist kein klassischer Sommer-Popcornfilm. Wurde "Entführung der U-Bahn Pelham 123" falsch eingesetzt?


Es ist schon ehrgeizig, einen ernsthaften Film für Erwachsene im Sommer zu platzieren. Es gab zwei Slots für "Pelham": Im vergangenen Herbst gegen Bond oder eben in diesem Sommer. Ich kann Sony hier keine Fehler vorwerfen. Natürlich ist es kein Sommerfilm, aber dennoch ein Unterhaltungsfilm und ein sehr intensiver dazu.




Nehmen Sie denn Einfluss auf Marketing und Release-Slots?


Ich habe die Gelegenheit, solchen Einfluss zu nehmen. Aber ich führe Regie und überlasse das Vermarkten den Marketingleuten. Ich habe schon oft mit Sony gearbeitet und weiß, dass die Leute dort ihr Geschäft verstehen.


Ihr nächstes Projekt "Unstoppable", ebenfalls mit Denzel Washington, verwirklichen Sie mit der Fox. Nomen est Omen kann man hier aber nicht sagen …

Da haben Sie recht, ich musste viel Überzeugungsarbeit leisten.


Stimmt es, dass Sie Ihren Honorarscheck deutlich nach unten korrigieren mussten?


Es ist nicht wirklich eine Frage von Verzicht. Ich gebe vorn nach und dafür bekomme ich hinten mehr heraus. Front- und Backend wurden neu ausbalanciert - es ist ein Spiel, und über das Backend kann ich mich auch nicht beklagen.


Ist es auch für einen Big Name wie Sie schwer geworden, einen Filmstoff an ein Studio zu bringen?


Es ist sogar verdammt schwer geworden. Die Filmindustrie hat im letzten Quartal ihr bestes Boxoffice der letzten 25 Jahre eingefahren. Und die Filme, mit denen sie dieses Geld gemacht hat, sind Franchises wie "[Transformers](/movie/transformers_2)" oder Komödien. Das sind nicht gerade meine Stoffe. Sicher, die Leute haben von Krieg und Krise auf CNN die Nase voll und wollen im Kino was zu lachen haben. Aber das gibt sich wieder, und dann verlangt das Publikum wieder nach Mystery und Substanz.


Würde ein "Top Gun" heute noch möglich sein?


Defintiv! Und erfolgreich. Aber es wird nicht geschehen.




In "Die Entführung der U-Bahn Pelham 123" haben Sie mit Denzel Washington und John Travolta zwei Topstars, die Held und Bösewicht gleichermaßen beherrschen. Haben Sie bei der Besetzung eine Münze geworfen?


[Denzel](/person/denzel-washington) war genau der Richtige für die Figur des Garber, der im Grund der Typ von nebenan ist. Das entspricht genau Denzels Wesen, das nimmt man ihm absolut und ohne Murren ab. Er war es, der mir [John Travolta](/person/john-travolta) als Ryder vorschlug. "Zwischen John und mir stimmt die Chemie", sagte er, "das passt bestimmt." Er hatte recht, John ist der perfekte Bösewicht. Man muss bloß mal in seine Augen sehen. Er hat ein riesengroßes Herz, aber gleichzeitig kann er jederzeit Gefahr verströmen. Ich mag Bad Guys mit vielschichtigen Charakterzügen. Ich habe mit so vielen Bad Guys gearbeitet - aber noch nie mit einem, der so viele Schichten herumträgt.


Das ist Ihr viertes Projekt mit Denzel Washington, und Sie planen gerade das fünfte. Warum arbeiten Sie so gern mit ihm?


In diesen Projekten haben wir verschiedene Aspekte seiner Persönlichkeit auf die Leinwand gebracht. Jetzt den Typen von nebenan und in "[Mann unter Feuer](/movie/mann-unter-feuer)" seine dunkle, gefährliche Seite. Man kann Denzel gut mit [Gene Hackman](/person/gene-hackman) vergleichen. Beide machen ihre Hausaufgaben, kommen perfekt vorbereitet an den Set und geben alles, selbst wenn sie nur atmen. Da ist eine Myriade Farben hinter ihren Augen. Denzel ist charmant, süß, gefährlich. Er ist ein Star.


Mit dem Start von "Ice Age 3" ist das neue 3D-Kino erfolgreich angekommen. Was halten Sie von dieser Entwicklung?


Es wäre kaum auszuhalten, meine Filme in 3D zu zeigen. Bei meinem Kamerastil würden die Leute reihenweise mit Herzinfarkten aus den Kinosesseln kippen. Es ist eine technische Neuerung, die in der Vergangenheit als reine Effekthascherei missbraucht wurde. Den ersten 3D-Film gab es ja schon, da war ich zwölf Jahre alt - und das ist nun wirklich eine Weile her. Aber jetzt sind wir in der nächsten Runde, technologisch und künstlerisch.


Sie sind in diesem Jahr 65 Jahre alt geworden. Ein Alter, in dem die meisten anderen an die Rente denken. Was treibt Sie an?


Ich habe mein Berufsleben als Maler begonnen. Ich mache Filme, so wie ich male - ich treffe kreative Entscheidungen. Wenn man beginnt, ob mit einem Film oder einem Bild, hat man erst mal nur sich selbst. Ich liebe diese Momente. Wenn es dann losgeht, musst du als Regisseur viele Talente und Fertigkeiten gleichzeitig abrufen. Du musst Psychiater, Politiker, Kameramann, Regisseur, Art Director sein. Das ist beängstigend - ich möchte nichts anderes machen, und das noch sehr lange.


Was schenken sich eigentlich berühmte Regiebrüder zum Geburtstag?


Warten Sie, daran kann ich mich gar nicht erinnern… Doch, jetzt fällt es mir ein: Ich habe von [Ridley](/person/ridley-scott) einen 65 Jahre alten Rotwein bekommen. Ich glaube, der war ziemlich teuer.

"John Travolta ist der perfekte Bösewicht"