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» Es ist nicht das erste Mal, dass Sie eine Doppelrolle spielen…


[NATALIE PORTMAN](/person/natalie-portman): Stimmt! Bereits in "[Star Wars: Episode 1](/movie/star-wars-episode-1-die-dunkle-bedrohung)" konnte ich das ausleben, als ich zugleich die kämpferische Zofe Padmé und die königliche Amidala spielte. Trotzdem war "[Goyas Geister](/movie/goyas-geister)" der schwierigere Film, weil ich nicht nur Mutter und Tochter spiele, sondern die Mutter auch noch in zwei unterschiedlichen Lebenslagen. Denn als die einst so kluge Inés aus dem Kerker kommt, ist sie geistig verwirrt. In gewisser Weise war das für mich als Schauspielerin eine dreifache Herausforderung.


» Regisseur Milos Forman haben wir bereits Klassiker wie "Einer flog über das Kuckucksnest" und "Amadeus" zu verdanken. Sind Sie vor Ehrfurcht erstarrt?


Das nicht gerade, aber ich konnte von [Milos](/person/milos-forman) viel lernen. Er hat mir sehr viel Selbstbewusstsein gegeben, mir gezeigt, dass er seinen Schauspielern vertraut - und ganz genau weiß, was er will. Je weniger er sagte, desto sicherer konnte man sein, das Richtige getan zu haben.


» Hat es Ihnen geholfen, dass der Film an Originalschauplätzen gedreht wurde?


Es war großartig, in Spanien zu arbeiten und all die Orte kennenzulernen, wo Goya gelebt und seine Werke geschaffen hat. Dazu noch [Stellan Skårsgard](/person/stellan-skarsgard) als Goya und [Javier Bardem](/person/javier-bardem) als sein Gegenspieler Lorenzo, zwei der besten Schauspieler der Welt. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, bei diesem Film dabei gewesen zu sein.


» Hatten Sie Probleme, sich als Inés nach ihrer Kerkerzeit so zerlumpt und verwahrlost zu zeigen?


Überhaupt nicht, weil es nun mal zu einer Schauspielerin gehört, sich auch äußerlich einer Rolle anzupassen. Dass ich mit meinem Aussehen auf der Leinwand kein Problem habe, konnte ich ja bereits mit meinem letzten Film "[V for Vendetta](/movie/v-wie-vendetta)" beweisen. Dafür musste ich mir sogar eine Glatze schneiden lassen, die auch nach einem Drehtag blieb, während ich mir in diesem Fall jeden Abend den Schmutz wieder abwaschen konnte.




» Was ist es für ein Gefühl, ein Baby in den Armen zu halten?


Schon merkwürdig, dass "Goyas Geister" nach "[Wo dein Herz schlägt](/movie/wo-dein-herz-schlaegt)", "[Unterwegs nach Cold Mountain](/movie/unterwegs-nach-cold-mountain)" und "Star Wars - Die Rache der Sith" bereits der vierte Film ist, wo ich zur Mutter werde. Ich bin jedes Mal erstaunt, wie schnell in einer Frau Mutterinstinkte geweckt werden, sobald man ihr ein Baby in die Arme legt. Irgendwann möchte ich selbst Kinder haben, aber das hat noch ein bisschen Zeit.


» Ist Ihnen die Karriere momentan wichtiger?


Ich hatte es nie besonders eilig, ein Star zu werden und habe meine Karriere sogar jahrelang vernachlässigt, um Psychologie zu studieren. Das war mir sehr wichtig, um möglichst viel über das Leben zu lernen. Das Studium hat mir sehr geholfen, mich selbst zu verstehen und mich mit den Dingen kritisch auseinanderzusetzen. Ich habe jetzt das Zeug, meinen eigenen Weg zu gehen. Dabei werde ich sicherlich auch Fehler machen, an denen ich wiederum wachsen werde. Manche sind vielleicht diszipliniert genug, das aus eigener Kraft zu schaffen. Aber ich brauchte eine Institution wie die Uni, um das zu schaffen.


» Wie kritisch stehen Sie Ihrem Beruf als Schauspielerin gegenüber?


Ich finde es sehr interessant, dass wir in einer Welt leben, die doch sehr von der Filmkultur geprägt ist. Ich glaube, dass wir im wahren Leben oft das nachahmen, was wir auf der Leinwand sehen. Besonders, wenn wir verliebt sind und genauso eine Romanze erleben wollen wie im Kino. Inzwischen weiß doch keiner mehr, ob das Kino die Wirklichkeit imitiert oder die Wirklichkeit das Kino.


» Sie sind sehr früh zum Film gekommen. Haben Sie dadurch einen Teil Ihrer Kindheit verloren?


Nein, bis zu dem Zeitpunkt, als mir mit 15 bereits "Star Wars" angeboten wurde, war mir noch nicht mal bewusst, was es bedeutet, beim Film zu sein. Ich musste mich nie verstecken, musste mir nie Hüte oder Brillen aufsetzen, um nicht erkannt zu werden. Das änderte sich natürlich, als "Star Wars - Die dunkle Bedrohung" 1999 in den Kinos anlief.


» Wie ist es Ihnen danach ergangen?


Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, plötzlich so in der Öffentlichkeit zu stehen. Es passierten auch unangenehme Dinge. So verbreiteten Mitschüler aus meiner Schule das Foto aus dem Jahrbuch im Internet, was mich sehr wütend gemacht hat. Das fand ich respektlos, und wenn ich eines gelernt habe, dann das, dass man jeden Menschen mit Respekt behandeln sollte - egal, wie berühmt er ist.

"Ich habe mich nie versteckt"