Filmfest Lünen feierte zehnjähriges Jubiläum
Obwohl das Kinofest Lünen vor zehn Jahren mit dem damals noch exotischen Ansatz gestartet wurde, ausschließlich deutsche Filme zu zeigen, besteht heutzutage an dem Konzept der Macher Elfriede Schmitt, Ute Teigler und Gerd Politt kein Zweifel mehr. Im Jubiläumsjahr war der Besucherandrang so groß wie nie zuvor, so daß fast alle Vorstellungen ausverkauft waren.
Insgesamt liefen neun Filme im Wettbewerb um den Filmpreis der Stadt Lünen, dazu kamen die umfangreichen Kurzfilmwettbewerbe und ein Programm für Kinder. Dabei wurde das Lünener Publikum dieses Mal mit durchaus eigenwilligen Produktionen konfrontiert. Obwohl ihm mit "Tuvalu" (Buena Vista, 22. Juni 2000) ein Film mit Stummfilmcharakter, Phantasiedialogen und koloriertem Schwarzweiß-Material zugemutet wurde, gewann der Film von Veit Helmer den begehrten Publikumspreis des Festivals. Knapp dahinter in der Publikumswertung folgte der ungewöhnliche Berlin-Film "Schnee in der Neujahrsnacht" (Buena Vista, 16. Dezember) von Thorsten Schmidt, der das Kinofest eröffnet hatte. Auch bei "Oi!Warning" wählten die Brüder Benjamin und Dominik Reding grobkörnige Schwarzweiß-Bilder, um die Welt von Skinheads, die zwischen bürgerlichen Werten und eigenen Spielregeln hin- und hergerissen sind, zu beschreiben. Hier war eine Authentizität zu spüren, wie man sie sonst eher vom britischen Kino gewohnt ist. Bei den Kurzfilmen fiel auf, daß "die Filmemacher die knappe, vorgegebene Zeit für diese Gattung sehr geschickt genutzt haben", so die Filmfest-Organisatorin Elfriede Schmitt. Mehrfach wurde mit den Genres gespielt, Kurzwestern gedreht oder Thriller ironisiert. Wegen der vielen herausragenden Produktionen gab es drei Kurzfilmwettbewerbe, bei denen Kathrin Feistl mit "Nicht auf den Mund", Marc-Andreas Bochert mit "Kleingeld" und Philipp Kadelbach mit "Platonische Liebe" als Sieger hervorgingen. Erstmals wurde in Lünen auch von der Filmzeitschrift "Schnitt" ein Preis für die beste Cutterleistung vergeben: Die vierköpfige Jury, bestehend aus Mark Schlichter, Marie Bäumer, Dieter Kosslick und Patricia Rommel, entschied sich ebenfalls für Helmers Schwimmbad-Märchen "Tuvalu". Der Filminhalt von "Tuvalu" bot dann auch einen guten Aufhänger für den stimmungsmäßigen Höhepunkt des Kinofests: Zum zweiten Mal lud das Filmfest-Team zur Party in das Lünener Stadtbad, wo die Gäste des Kinofests gemeinsam baden gingen. Dabei bewährte sich etwa Schauspieler Dieter Landuris als Startschwimmer, während die Staffel der Filmstiftung NRW durch ihre Corporate Identity in der Badekleidung zu überzeugen wuß-te. Trotz vieler feierlicher Anlässe blieben die Reden in Lünen traditionsgemäß kurz, dafür war die Gästeliste so lang wie nie zuvor geraten. Alle Regisseure der Langfilme waren anwesend, dazu kamen viele Kurzfilmer, Schauspieler und langjährige Freunde des Kinofests. Allerdings fehlte in diesem Jahr mit Joachim Krol ein Stammgast und bekennender Lünen-Fan, so daß die Jubiläumsrevue am Samstagabend ohne ihn ablaufen mußte. Als Gastgeber und Impressario ließ statt dessen sein Kollege Peter Lohmeyer wichtige Stationen des Kinofests wieder aufleben und präsentierte neben den Filmausschnitten und Gästen einen neuen Popstar aus der Filmwelt: Dieter Kosslick an der Gitarre in Begleitung von Xao Seffcheque. Trockeneisnebel und Lichtorgel boten den wahrhaft angemessenen Rahmen für seinen eigens zu diesem Anlaß komponierten Lünen-Song. Zeit für ein Bilanz: Insgesamt wurden auch 1999 viele sehenswerte deutsche Fil-me und ein unkonventionelles Rahmenprogramm geboten, so daß Lünen auch weiterhin ein kommunikatives und überschaubares Filmfest bleibt, das sich als Branchentreffpunkt in Nordrhein-Westfalen fest etabliert hat.