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» In "Rezept zum Verlieben" werden die köstlichsten Speisen zubereitet und aufgetischt. Soll dem Zuschauer bewusst das Wasser im Munde zusammenlaufen?


[SCOTT HICKS](/person/scott-hicks): Ja, so soll es sein! Es war sehr wichtig für uns, dass die zubereiteten Gerichte appetitlich aussehen. Am Set wurden nur frische Lebensmittel benutzt, die nach zwei bis drei Takes wieder ausgetauscht wurden. Wir benutzen keine Attrappen, wie das bei Werbefilmen üblich ist. Und sobald die Kamera lief, wurde richtig gekocht. Ein Chefkoch war stets anwesend, der aufpasste, dass professionell gearbeitet wurde und unsere Schauspieler die richtigen Handgriffe anwendeten.


» Was passierte mit all den Leckereien nach Drehschluss?


Leider landete das meiste im Müll, weil man es keinem zumuten wollte, Dinge zu essen, die den ganzen Tag im Scheinwerferlicht standen. Meistens wurde viermal so viel eingekauft wie wir für die Aufnahmen brauchten, und wenn davon etwas ungenutzt in der Kühltruhe übrig blieb, spendeten wir es Organisationen, die damit Bedürftige versorgten.


» 28 Millionen Dollar konnten Sie für "Rezept zum Verlieben" verbraten. Nach heutigen Maßstäben ist das für eine Studio-Produktion nicht besonders viel Geld.


Für einen Film, der sich hauptsächlich in der Küche abspielt, ist das ein durchschnittliches Budget. Weshalb dann auch die Außendrehs auf den Straßen von New York das meiste Geld verschlangen. Wir mussten manchmal vier Blocks auf einmal absperren und ich war ziemlich geschockt, wie schnell das Geld nur für solche Aufnahmen dahin floss.


» "Rezept zum Verlieben" ist das Remake des deutschen Erfolgsfilms "Bella Martha". Hatten Sie Bedenken, sich darauf einzulassen, weil man als Regisseur ständig dem Vergleich ausgesetzt ist?


Darüber habe ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht. Ich ging dabei wie bei jeder Adaption vor, nur dass es in diesem Fall statt eines Romans oder Theaterstücks ein früherer Film war. Die große Herausforderung bestand darin, wie man eine Geschichte wie "[Bella Martha](/movie/bella-martha)", die so stark mit einem kulturellen Umfeld verstrickt ist, in eine andere Kultur einbettet. Nicht Hamburg, sondern Manhattan ist der Schauplatz - und das musste unbedingt glaubwürdig sein, ohne die Seele des Originals zu verlieren. Ich machte mir wirklich Sorgen, ob es mir gelingen würde, eine so warmherzige Story mit einer so wunderbaren Hauptdarstellerin wie [Martina Gedeck](/person/martina-gedeck) nach Amerika zu versetzen.




» Haben Sie sich die Frage gestellt, warum es überhaupt notwendig ist, gelungene Filme aus Europa oder Asien für den US-Markt neu zu verfilmen?


Bisher waren es ja vor allem französische Filme wie "[Drei Männer und ein Baby](/movie/drei-maenner-und-ein-baby)" und "[Ein Käfig voller Narren](/movie/ein-kaefig-voller-narren)", die neu aufgelegt wurden. Ich glaube, es besteht generell die Sehnsucht, neue Märkte mit bewährten Erfolgsideen zu erobern. "Bella Martha" richtete sich vor allem ans deutsche Publikum, was global gesehen eher klein ist. Sollte unsere Version also gut ankommen, erreicht [Sandra Nettelbecks](/person/sandra-nettelbeck) wunderbare Geschichte ein viel größeres Publikum. Sandra besuchte uns öfter am Set und zeigte sich begeistert, vor allem von [Catherine Zeta-Jones](/person/catherine-zeta-jones).


» Waren Sie von Catherine Zeta-Jones ebenso begeistert?


Catherine war schon unter Vertrag, bevor ich an Bord kam. Ich war davon sehr angetan, denn sie besitzt viel Selbstdisziplin, was sicherlich damit zu tun hat, dass sie eine ausgebildete Tänzerin ist. Mit ihren choreografischen Kenntnissen konnte sie selbst in der Küche genau sagen, wie alles angeordnet sein sollte, damit sie in dieser oder jener Szene besonders zur Geltung kommt. Dafür hat sie ein gutes Gespür, was für mich als Regisseur sehr hilfreich war.


Größere Befürchtungen hatte ich eher, als es um die Besetzung der kleinen Zoe ging. Ich konnte mir nicht vorstellen, ein amerikanisches Mädchen zu finden, das Zoes tiefe Traurigkeit vermitteln könnte. Wir trafen uns mit etlichen Zehnjährigen und fragten stets, was sie traurig stimmt. Die meisten antworteten, Stubenarrest wäre das Schlimmste gewesen, was ihnen widerfahren war. Dann lernten wir [Abigail Breslin](/person/abigail-breslin) kennen. Sie besitzt eine Wahrhaftigkeit, die uns überzeugte. Abigail im Film zu erleben, bricht einem wirklich das Herz.


» Sie engagierten Philip Glass für die Musik zu "Rezept zum Verlieben", doch das Hauptthema stammt aus dem Film "Das Haus am Meer" von Mark Isham.


Das stimmt! Als wir die Schnittfassung mit dieser Musik unterlegten, funktionierte sie so wunderbar, dass wir entschieden, sie beizubehalten. Der Score ist jetzt ein Mix aus Kompositionen von [Philip Glass](/person/philip-glass), Opern-Stücken, Popsongs und natürlich [Paolo Contes](/person/paolo-conte) berühmten "Via Con Me", der schon in "Bella Martha" so hervorragend wirkte, dass er nicht zu ersetzen war.


» Wie gliedert sich "Rezept zum Verlieben" Ihrer Meinung nach in Ihrer bisherigen Filmographie?


Sicherlich suche ich meine Projekte nicht nach gleichen Gesichtspunkten aus, sonst würde man immer wieder denselben Film machen, könnte sich gar nicht in anderen Genres ausprobieren. Aber wenn ich meine Filme im Nachhinein betrachte, fallen mir schon manche Parallelen auf. Abgesehen davon, dass es generell menschliche Dramen sind, geht es in meinen Filmen stets um das Thema Familie und was eine Familie ausmacht. Und es geht um Verlust und wie man darunter leidet und damit fertig wird. Das trifft erneut auf "[Rezept zum Verlieben](/movie/rezept-zum-verlieben)" zu. Kate und ihre kleine Nichte Zoe müssen den Tod der Schwester beziehungsweise der Mutter überwinden - und das schaffen sie nur gemeinsam.


» Wird sich auch Ihr nächster Film mit ähnlicher Thematik auseinandersetzen?


Darüber darf ich noch nicht sprechen. Nur soviel: Im Januar 2008 beginnen die Dreharbeiten zu "The Boys Are Back in Town" mit [Clive Owen](/person/clive-owen) in der Hauptrolle. Nach "[Shine - Der Weg ins Licht](/movie/shine-der-weg-ins-licht)" ist es übrigens der erste Film, den ich wieder in meiner Heimat Australien drehe.

"Bei uns ist alles echt"