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Bereits heute startet in der [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen)-Mediathek die von [Studio Zentral](/company/studio-zentral) produzierte Serie [„Love Sucks](/tvshow/love-sucks)“, die auf dem Filmfest München mit dem Bernd Burgemeister Preis ausgezeichnet wurde. In der herausragend gut fotografierten Vampir-Serie verliebt sich ein Blutsauger in die Tochter eines Vampirjägers.


Seit F.W. Murnau vor gut hundert Jahren mit „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922) den ersten großen Vampirfilm gedreht hat, ist die Geschichte von Dracula & Co. hundertfach in allen nur denkbaren Variationen erzählt worden. Dennoch ist es Marc O. Seng gelungen, dem Mythos eine neue Facette abzutrotzen: In seiner Serie verliebt sich ein Blutsauger ausgerechnet in die Tochter eines Vampirjägers. Der doppeldeutige Titel klingt nach Komödie, aber Seng sowie das Regieduo Andreas Prochaska und Lea Becker nehmen das Genre todernst: Die erste Folge endet mit einem Massaker. Das in blauem Stakkatolicht gefilmte Gemetzel ist zwar große Kamerakunst und lässt dank des Stroboskopeffekts nur kurze Eindrücke zu, doch die genügen, um die Ausstrahlung der Serie ab 20.15 Uhr unter Jugendschutzaspekten mindestens bedenklich zu finden. Die Bildgestaltung (Carmen Treichl, Julian Krubasik) ist allerdings preiswürdig: Den Konventionen der filmischen Gattung entsprechend spielen viele Szenen im Zwielicht oder in völliger Finsternis mit kunstvoll gesetzten Lichtinseln. Umso größer ist der Kontrast zum Tageslicht, dessen gleißende Helligkeit die Farben wie ausgewaschen wirken lässt. Die elektronische Musik (Karwan Marouf) ist ohnehin Klang gewordenes Unbehagen.

Sehenswert ist auch das Ensemble, zumal Havana Joy in ihrer ersten großen Hauptrolle als düstere Heldin gleich mal einen bemerkenswerten Auftritt hinlegt. Ihr Vater Ilja (Stipe Erceg) ist Schausteller und bittet das Publikum auf Rummelplätzen zum Boxkampf gegen seine Kinder. Als Theo von Greifenstein (Rick Okon) seinen jüngeren Bruder dazu überredet, mit Zelda Zoris in den Ring zu steigen, wird Ben (Damian Hardung) nach Strich und Faden verdroschen. Es hat ihn schwer erwischt, und das keineswegs nur wegen der Schläge. Die Brüder sind jedoch nicht aus Gründen des Zeitvertreibs auf der Kirmes: Sie suchen Gäste für eine ganz spezielle Festivität. Zelda ist von Ben genauso angetan wie er von ihr, also klaut sie eine Einladung und mogelt sie sich unter das Feiervolk, das alsbald Opfer des Blutrauschs wird. Dank ihrer Kampfkraft gelingt es ihr, den Angriff von Theos Freundin abzuwehren, die beim Sturz von der Empore aufgespießt wird. Während Theo auf Rache sinnt, gesteht Ilja seiner Tochter, dass er es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Vampire zu töten; sein Motiv offenbart er erst später. Mit der entsprechenden tragischen Szene, als ein kleines Mädchen auf einem nächtlichen Rastplatz nach seiner Mutter sucht, beginnt die erste Folge; eine ultrakurze Schnittfolge setzt das Horrorvorzeichen.

Fast zwangsläufig hat Rick Okon als charismatischer böser Verführer die interessantere Bruderrolle; Ben ist zumindest zunächst ein echter Softie. Anne Ratte-Polle spielt die Mutter: Clan-Chefin Katharina ist Leiterin eines vermeintlich wohltätigen Unternehmens, das sich der Bekämpfung von Krebs und Alzheimer verschrieben hat und deshalb Blutspenden sammelt. Seng hat die Geschichte nicht ohne Grund in Frankfurt angesiedelt: „Love Sucks“ ist auch Kapitalismuskritik, selbst wenn die Oberschicht den Rest der Gesellschaft in diesem Fall nicht bloß im übertragenen Sinn aussaugt. Aber das ist nur eine Randnotiz, im Zentrum steht die schwierige Beziehung zwischen Ben und Zelda, deren erste Begegnung auf dem Rummel von Prochaska („Spuren des Bösen“) klassisch romantisch umgesetzt worden ist, konterkariert durch Theos begehrliche  Fokussierung auf die Hälse des jungen Kirmespublikums. Dass die von „Höllgrund“-Regisseurin Lea Becker inszenierte zweite Hälfte nicht mehr so temporeich und intensiv wirkt wie die ersten Episoden, hat auch inhaltliche Gründe: Folge fünf ist Romanze pur, später wird noch die Vorgeschichte der Vampirfamilie nachgereicht. Das hätte sich auch kompakter fassen lassen, aber immerhin hat Seng vor dem bewegenden Ende mit Schlusspointe noch einige Knüller zu bieten. „Love Sucks“ ist ohnehin eine der interessantesten modernen Adaptionen des Vampirmythos seit „Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis“ (1987)...

REVIEW TV/STREAMING: „Love Sucks“