Blickpunkt:Film

Kino

In Disneys Live-Action-Sequel erzählt Regisseur Barry Jenkins die Vorgeschichte des berühmten „König der Löwen“.

Mehrere Kinogenerationen sind seit dem ersten Auftritt des „König der Löwen“ im Jahr
1994 mit dem berühmten und viel zitierten Kreislauf des Lebens bekannt geworden.
Eben dieser Kreislauf erweist sich im Jahr 2024 als äußerst fragil und bedroht.
Regisseur [Barry Jenkins](/person/barry-jenkins_6) knüpft in „[Mufasa: Der König der Löwen](/movie/mufasa-the-lion-king)“ an Disneys Live-Action-Neuauflage aus dem Jahr 2019 an und erzählt die Vorgeschichte des Lion King, in Form eines intensiven Brüderdramas, das Kinogängern ein neues, vielschichtiges Bild von den geliebten Charakteren Mufasa, Rafiki, Timon und Pumbaa vermittelt und auch eine Neubetrachtung des Antihelden des Franchises schlechthin, dem fiesen Narbengesicht Scar. 

Regisseur Jenkins erzählt diese Ursprungsgeschichte in Form erzählerischer Rückblenden, die ganz dem Vater von Löwenheld Simba gewidmet sind. Die jugendliche Leichtigkeit des Protagonisten Mufasa wird durch eine jähe Naturgewalt zerstört. Eine Flut spült das Löwenjunge in landschaftlich beeindruckende, doch gänzlich unbekannte Gefilde. Mufasa findet fern seiner Heimat eine Ziehfamilie und vor allem seinen Bruder Taka, an dessen Seite wir Zuschauer den heranwachsenden Löwen bald schon tollen sehen. Im unbekannten Land herrschen fast schon paradiesische Zustände, wäre da nicht eine
Sippe feindseliger weißer Löwen, die nach Vormacht streben. Deren Anführer Kiros stellt sich als besonders gerissener Antagonist heraus, dem es gelingt das Brüderpaar gegeneinander aufzubringen – mit folgenreichen Konsequenzen. 

Barry Jenkins, der zuletzt mit vielgelobten Filmen wie „Moonlight“, „Beale Street“ und der Serie „The Underground Railroad“ Kritik und Preisjurys überzeugte und so zu einer der
einflussreichsten Stimmen des zeitgenössischen Kinos wurde, will mit „Mufasa“ für
sich filmisches Neuland erkunden und den coolen Figuren aus dem Jahr 1994 in seiner Blockbuster-Interpretation einen vielschichtigen Hintergrund verpassen. Dafür erzählt er gemeinsam mit  Drehbuchautor Jeff Nathanson eine Geschichte zwischen den Polen Natur vs. Erziehung. Die großen Entscheidungen, vor denen Protagonist Mufasa und seine Weggefährten stehen, inszeniert Jenkins leinwandfüllend dramatisch. Für den komödiantischen Ton sorgen die Auftritte des kultigen komischen Sidekick-Duos Timon und Pumbaa. 

Seit dem Löwen- und Live-Action-Reboot 2019, das für Disney mit 1,6 Milliarden USD zu einem sensationellen weltweiten Erfolg wurde, hat sich animationstechnisch einiges getan, sodass Mimik und Emotionen der Figuren stärkere Konturen und Ausdruck erhalten.
Visuell weiß Jenkins‘ „Mufasa“ auf ganzer Linie zu überzeugen, die Bilder vom afrikanischen Kontinent zeigen sich opulent, strahlend und bisweilen unerwartet – ein Teil der Handlung spielt in schneebedeckter Höhenlage, weniger überzeugend zeigt sich Disneys nächster potenzieller Blockbuster nach „Alles steht Kopf 2“, „Deadpool & Wolverine“ und „Vaiana 2“ was Charme und Magie angeht, die den originalen „König der Löwen“ ausmachten. 

Neben all dem Drama und der gewichtigen Entscheidungen, denen Simba darin 1994 begegnete, war dort auch genug Platz für Humor, Leichtigkeit und jede Menge Esprit. Den ultimativen Ausdruck fand das im Soundtrack von Hans Zimmer und seinen Mitkomponisten, u.a. Elton John. Auf dieselbe Schaffenshöhe bringen es die Komponisten Dave Metzger, Nicolas Britell und Lin-Manuel Miranda und leider auch Regisseur Jenkins mit „Mufasa“ nicht. Die knapp 120 Minuten wirken mitunter schwerfällig, überdramatisiert und arg dialoglastig, was die pointierte Zeichentrickperfektion und den warmherzigen Humor des ersten Teils allzu schmerzlich vermissen lässt.

REVIEW KINO: „Mufasa: Der König der Löwen“ von Barry Jenkins