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Kino

In unserer Kolumne **CANNES ICH SIE MAL WAS FRAGEN?** kommt heute Simone Baumann von German Films zu Wort. Am Counter sind zwei Kurzfilme am Start und German Films feiert den 70. Geburtstag. Vierzig bis fünfzig Debüts stehen 2024 auf dem Programm, während man bei etablierten Regisseuren (noch) nichts nachkommen sieht. Das liegt auch daran, dass trotz großer Nachfrage Genrefilme in unserer Förderlandschaft schwer zu finanzieren sind. 

**Liebe Simone Baumann, was steht auf Ihrer Bucket List für Cannes dieses Jahr?**

Es stehen vor allem viele Meetings und Empfänge an. Wir haben als Fokus-Country dieses Jahr noch unsere Partnerschaften mit dem Raindance Festival und Tallinn. Ansonsten würde ich mich freuen, mal ins Kino zu kommen, wobei ich mich bei meinem vollen Zeitplan nie für einen spezifischen Film entscheiden kann, weil ich es dann nicht schaffe. Ich nehme immer, was gerade läuft, und lasse mich überraschen. Damit habe ich schon viele gute Erfahrungen gemacht.

**Welche Projekte würden Sie hier gerne nach vorn bringen?**

Simone Baumann: Die Priorität ist natürlich, deutsche Filme in die großen Festivals zu bringen und die Verkäufe im Ausland zu unterstützen. Dieses Jahr ist das große Thema 70 Jahre German Films.

**Wie sieht es denn dieses Jahr aus?**

Simone Baumann: Es ging Anfang des Jahres mit einer guten Berlinale los, allerdings ist dann immer viel Potenzial gleich weg, was wir in Cannes wirklich gut gebrauchen könnten. Und so haben wir am deutschen Counter zwei Kurzfilme zu bieten. Das Problem ist, dass wir, abgesehen von den 40 bis 50 Debüts, die wir dieses Jahr haben, nicht viel von etablierten Regisseuren nachkommen sehen. Da sind einige Projekte gerade in der Pipeline, allerdings ist der Abstand bei der jüngeren Generation immer groß. Ich habe auch gehört, dass Burhan Qurbani einen neuen Film über König Richard III. hat. Und Ilker Çatak dreht auch schon wieder. Aber der Einzige, der bei uns mit einer Zwei-Jahres-Frequenz auftritt, ist Christian Petzold, der dann fast immer zur Berlinale geht. Und obwohl wir viele junge Talente haben, fragen die Festivals immer erst nach den etablierten Namen, die schon aufgetreten sind und vielleicht auch Preise gewonnen haben.

**Nachfrage da, Angebot nicht?**

Simone Baumann: Wir haben in Deutschland das Problem, dass viele sich mit der Finanzierung schwertun, wenn es dazu kommt, Filme zu produzieren, die auf den Festivals begehrt wären. Dazu gehören vor allem Genre-Filme wie Horror zum Beispiel. Da reden wir mit vielen Produzenten, die es nicht schaffen, von den Förderstellen die nötige Finanzierung zusammenzukratzen. Da ist eine große Dysbalance, weil das Potenzial auf jeden Fall vorhanden ist und die Nachfrage groß ist. In Deutschland haben wir noch dazu unser veraltetes Fördersystem, das zum Glück nächstes Jahr erneuert werden soll. Wir sind für den internationalen Produzentenmarkt als einziges Land in Europa ohne Tax Incentive uninteressant. 

**Wie schätzen Sie das Programm und die Situation hier in Cannes ein?**

Cannes steht nach wie vor als Platzhirsch in der Festival-Szene. Das Label, der Palmwedel, ist auch als Preis vor allem für Arthouse-Filme von großer Bedeutung, wenn es um den Verkauf geht. Über die Qualität des Line-ups kann man sich natürlich immer streiten. Was ich aber interessant finde, ist, dass sich der Markt offensichtlich auch mit der Zeit wandelt und sich den internationalen Bedingungen anpasst. Dieses Jahr zum ersten Mal eine Virtual-Reality-Seite dabei. Das ist auch nötig, denn das Palmwedel-Label reicht auch nicht für immer.

**Mit wem würden Sie sich gerne auf einen Café und ein Croissant treffen?**

Ich habe vor meiner Stellung als Geschäftsführerin von German Films Osteuropa betreut. Da hängt mein Herz dran. Ich freue mich besonders auf die Treffen mit den ukrainischen und georgischen Kollegen. Und ich freue mich auf die Israelis, weil wir mit ihnen viel zusammenarbeiten und es in so schweren Zeiten einfach schön ist, sich zu sehen.

**Mit wem wollen Sie sich jedes Jahr in Cannes treffen, schaffen es aber nie?**
 
 Mit meinen alten Kollegen vom EAVE Programm, das ich im Jahr 2000 gemacht habe. Man hört immer voneinander, hat aber nie Zeit, sich länger zu unterhalten. Bis auf einen Schweden, der jetzt auch am Nostradamus-Report arbeitet. Es wäre schön, allen hier über den Weg zu laufen.

**Und jetzt?**

… bereite ich mich auf meine nächsten Meetings vor und sortiere mich. 



Simone Baumann: Nachfrage nach Genrefilmen ist groß, es fehlt die Förderung