Blickpunkt:Film

Kino

Als Baden-Württemberg im Jahr 1995 die [MFG Baden-Württemberg](/company/mfg-medien-und-filmgesellschaft-baden-wuerttemberg) ins Leben rief, war von digital erzeugten Welten, wie sie heute große Hollywoodproduktionen bestimmen, allenfalls in Zukunftsprognosen die Rede. Drei Jahrzehnte später gilt das Bundesland als führender deutscher Standort für Animationsfilm und visuelle Effekte. Dieser Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis kontinuierlicher strategischer Arbeit und gezielter Förderung. Aus diesem Empowerment ist die Verbindung zwischen Kreativität mit technologischer Innovation entstanden. Die Studie des Forschungsinstituts Goldmedia aus dem Jahr 2025 belegt eindrucksvoll, was innerhalb einer Generation aufgebaut wurde. Nirgendwo in Deutschland sind mehr Unternehmen und Beschäftigte mit der rein digitalen Herstellung von Filmen und Serien befasst als in Baden-Württemberg.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Animations- und VFX-Branche lässt sich anhand konkreter Wachstumszahlen klar nachvollziehen: Laut Goldmedia ist der Umsatz der Animations- und VFX-Branche in Baden-Württemberg seit dem Jahr 2010 um ganze 800 Prozent gestiegen. Betrug er damals noch rund 19 Millionen Euro, lag er im Jahr 2022 bereits bei 170 Millionen Euro. Möglich wurde dieses Wachstum nicht zuletzt durch ein bundesweit einmaliges Instrument: die im Jahr 2014 eingeführte Line-Producer-Förderung der MFG Baden-Württemberg. MFG-Geschäftsführer [Carl Bergengruen](/person/prof-carl-bergengruen) erklärt dazu: „Wir haben 2014 als erstes Bundesland ein hochwirksames, speziell auf den Sektor Animation und visuelle Effekte zugeschnittenes Förderinstrument, die sogenannte Line-Producer-Förderung, eingeführt und damit die Voraussetzung für das hohe Wachstum dieser Branche geschaffen.”

![Platzhirsche der VFX-Szene: Heiko Burkhardsmaier (Accenture Song Germany, 2. v. l.) hier mit Regisseur Simon Verhoeven bei der BaWü-Premiere von „Girl You Know it’s true”/ MFG/ Filmbüro Baden-Württemberg](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/0655b312-6426-456d-a835-44368ace9176.jpg)

Heute zählen 85 Firmen zur Animations- und VFX-Landschaft in Baden-Württemberg. Im Jahr 2010 waren es noch rund 30 Unternehmen. Viele von ihnen arbeiten inzwischen für internationale Kunden und sind an der Realisierung global erfolgreicher Produktionen beteiligt. Dass Baden-Württemberg mit seiner Hauptstadt Stuttgart mittlerweile ein Standort von internationalem Rang geworden ist, zeigt sich nicht nur an den wirtschaftlichen Kennzahlen, sondern auch an der zunehmenden Rolle innerhalb internationaler Produktionsketten. Die visuelle Effekte-Industrie aus dem Südwesten Deutschlands ist in Hollywood angekommen. Diese Entwicklung bezog neben Animation und VFX auch angrenzende Felder wie Games, Crossmedia und immersive Medien mit ein, also Bereiche, in denen Baden-Württemberg heute nicht nur mithält, sondern eigene Impulse setzt. Seit dem Jahr 2017 firmiert die Kreativförderung der MFG unter dem Namen MFG Kreativ. Hier bündelt sie ihre branchenübergreifenden Beratungs- und Netzwerkangebote, von denen gerade die VFX- und Animationsszene in hohem Maße profitiert. Ein besonders prägnantes Beispiel dafür ist das Netzwerk „Animation Media Creators Region Stuttgart”, kurz AMCRS, das Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Ausbildung und Kultur gezielt miteinander verbindet.

Laut der Goldmedia-Studie stammen heute 48 Prozent aller Umsätze der VFX- und Animationsbranche in Baden-Württemberg aus dem Bereich der audiovisuellen Medien, also aus Kino-, Streaming- und TV-Produktionen. Weitere 52 Prozent entstehen in Feldern wie Werbung, Visualisierungen, Industriefilmen und weiteren Dienstleistungen. Der internationale Wettbewerb um Aufträge, insbesondere aus dem außereuropäischen Raum, prägt die Branche zunehmend. Gleichzeitig steigt auch die Nachfrage aus anderen Industrien. Laut Goldmedia beziehen 32 Prozent der VFX-/Animationsunternehmen Aufträge aus dem Maschinenbau, 24 Prozent aus der Automobilindustrie sowie jeweils 20 Prozent aus dem Baugewerbe und der öffentlichen Verwaltung.

Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor ist das engmaschige Ausbildungsnetz, das landesweit zur Verfügung steht. Die Analyse identifiziert 70 relevante Studiengänge an 27 Einrichtungen, die sich auf VFX, Animation und Games spezialisieren. Diese Vielfalt bildet eine stabile Grundlage für die Ausbildung von Nachwuchskräften. Im Jahr 2022 waren rund 2.550 Personen in der VFX- und Animationsbranche beschäftigt, ein Anstieg um 500 Prozent gegenüber 2010. Rund ein Drittel der Gesamtbeschäftigten ist weiblich.

![Auch der neue „Pumuckl” verdankt seinen Charme dem VFX-Know-how aus dem Südwesten made in Baden-Württemberg/ Bild: Constantin](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/7d74309a-9fd6-4337-baa2-c9ae2dbc3a6a.jpg)

Auch der Games-Bereich hat sich in Baden-Württemberg dynamisch entwickelt. Der Umsatz liegt bei rund 190 Millionen Euro (2022) und ist gegenüber 2015 um mindestens 90 Prozent gewachsen. Die Zahl der Unternehmen hat sich im selben Zeitraum um 210 Prozent erhöht, auf aktuell 146. Auch hier stammen 45 Prozent der Aufträge aus dem Entertainment-Bereich der audiovisuellen Medien. Darüber hinaus sind Anwendungen für Bildung, Gesundheit und Industrie zunehmend relevant. So berichten 28 Prozent der Games-Unternehmen von Aufträgen aus dem Bildungssektor, 23 Prozent aus der IT-Branche und 15 Prozent aus dem Gesundheitswesen. Ein Großteil der Unternehmen erkennt Spillover-Effekte ihrer Arbeit für andere Branchen. Rund 71 Prozent sehen positive Wirkungen ihrer Technologien und Prozesse in anderen Wirtschaftsbereichen. 28 Prozent sprechen von starken Spillover-Effekten. 

Drei Jahrzehnte strategischer Kulturförderung zeigen Wirkung. Die MFG kann ihren Weg zum digitalen Standortprofil mit Stolz und Weitsicht weitergehen. Die Förderlandschaft gilt dabei als einer der wichtigsten Standortfaktoren. 56 Prozent der Unternehmen bewerten sie als gut oder sehr gut. Besonders die Line-Producer-Förderung mit rund 3,5 Millionen Euro (2022) wird als verlässliches, quasi-automatisches Instrument hervorgehoben. Sie generiert nachweislich starke Regionaleffekte von durchschnittlich 572 Prozent. Weitere zentrale Förderbausteine sind die Produktionsförderung mit rund 4 Millionen Euro sowie die Vorbereitungsförderung. Im Games-Bereich wurden 2022 rund 900.000 Euro ausgeschüttet. Trotz begrenzter Budgets zeigt sich, dass die MFG mit klaren Strukturen, einem stabilen Netzwerk und effektiven Instrumenten dazu beigetragen hat, dass sich Baden-Württemberg als VFX- und Animationsstandort Nummer eins in Deutschland etablieren konnte. Oder wie es Carl Bergengruen formuliert: »Die Voraussetzung für das hohe Wachstum dieser Branche wurde nicht durch Zufall geschaffen, sondern durch eine klare Entscheidung für den digitalen Filmstandort Baden-Württemberg.«

MFG: Wo die Effekte sitzen

Wo die Effekte sitzen

Emmanuel Fuchs von Accenture Song VFX wurde für seine Arbeiten an »Avatar: The Last Airbender« für einen Emmy nominiert und steht damit als Beispiel für den international sichtbaren Output aus Baden-Württemberg.